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und Foto: Stefan Jahnke
Rezensionen - Hellassurvival - Bus Dresden-Belgrad-Athen
Bewertung von Antje Jürgens, Lunden, vom 23. Oktober 2010
sehr gut (4 von 5 Sternen)
Zum Autor
Stefan Jahnke, 1967 geboren, wuchs in Dresden auf. Nach Schlosserlehre und Militärdienst folgte ein abgeschlossenes Maschinenbaustudium an der TU Dresden. Die Tätigkeit in einer Werbeagentur in London ging in Anstellungen in der Verlagsbranche über, was wiederum von der Leitung und Beteiligung an einer Bildungseinrichtung oder leitenden Forschungs- und Entwicklungsaufgaben bei einem der größten Reprografen Deutschlands abgelöst wurde. Jahnke ist verheiratet und lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern wieder in Dresden und Radebeul. Er ist Mitbegründer des Autorenvereins Kristallfeder. (Autorenhome-page www.stefan-jahnke.de)
Zum Buch
Zitat der Inhaltsangabe:
1992. - Im ehemaligen Jugoslawien führen Kroaten, Serben und Bosniaken einen ver-heerenden Bürgerkrieg mit Massenmord und Vertreibung. Genau in jenem Gebiet, das als Transferland für Griechenlandurlauber bekannt und beliebt ist.
Da auf der Ausweichroute über Bari in Italien schon das Chaos bei der Abfertigung herrscht, schickt ein Ostdeutsches Reiseunternehmen den nagelneuen Bus mit einer Reisegruppe aus Dresden über die klassische Route, nahe an den Kampfgebieten vorbei und mitten durch Serbien, ins Land der Götter.
Die Reisenden wollen auf diese erste große Reise nach der Wende nicht verzichten, spüren aber, dass selbst Fahrer Matthias nicht nur vor der weiten und unbekannten Route Angst hat.
Die Fahrt beginnt und bald schon stehen Männer mit entsicherten Kalaschnikows im Bus, die ihre Pässe einsammeln und sie an der Weiterfahrt hindern. Flüchtlingstrecks blockieren die Autobahn und in der Nacht sehen die verängstigten Reisenden die Lichter vom Angriff auf den Flughafen Sarajewo.
Werden die Dresdner Griechenland erreichen, die antiken Stätten sehen und jemals nach Deutschland zurückkehren?
Spannender Bericht einer wahren Reise mitten durch den Krieg.
Meine Meinung
Ich muss ja gestehen, ich habe mich mit diesem Buch anfangs etwas schwer getan. Urlaub und An- bzw. Abreise durch Kriegsgebiet beim sofort erkennbaren Schreibstil Jahnkes schienen für mich zunächst nicht zusammenzupassen. Die Leichtigkeit, mit der das Buch beginnt, passte für mein Dafürhalten nicht unbedingt zur Inhaltsangabe. Wohl aber zu dem etwa genau so großen Anteil an Erzählungen über die Zeit in Griechenland selbst.
Gleich zu Beginn schafft es Jahnke die Sehnsucht zum Ausdruck zu bringen, die letztlich zu dieser Reise geführt hat. Bereits in der Schule hinterließ Griechenland einen bleibenden Ein-druck bei ihm und weckte den damals unerfüllbar scheinenden Wunsch, dieses Land einmal zu bereisen. Eingedenk des Rates seiner Mutter, dass man Träume leben muss, legte er Griechenland trotz aller (Reise-)Beschränkungen der DDR deshalb gedanklich nicht ad acta, sondern trug möglichst alle Informationen zusammen, die er finden konnte.
Diese Sehnsucht wiederum führt dem Leser vor Augen, dass es erst knapp 20 Jahre her ist, dass es nicht für jeden von uns so einfach war, Freiheit zu genießen; dass wir sie oft als viel zu große Selbstverständlichkeit hinnehmen, ohne sie wirklich zu würdigen. Er erinnert an die Reiseflutwelle, die damals von den neuen Bundesländern über die plötzlich erreichbaren Urlauborte und –länder schwappte. Denn 1989 geschah das eigentlich Undenkbare. Mit dem Fall der Mauer und kurz darauf der Wiedervereinigung Deutschlands war es quasi auch möglich, eine neue Welt zu entdecken. Eine Welt, von der man zwar wusste, die aber hinter einem Schleier fast unerreichbar verborgen blieb. Jedenfalls rückte sein Traum von heute auf morgen in greifbare Nähe. 1992, mitten in seinem Studium, wurde er schließlich wahr. Er buchte zusammen mit seiner Mutter eine 11tägige Reise. Etwa drei Tage waren für die Hin- und Rückreise mit dem Bus eingeplant. Blieben 8 Tage, um zumindest einen Bruchteil von dem zu sehen, wovon er schon seit Jahren träumte.
17 Jahre nach der Erfüllung seines Traums schreibt Jahnke Hellassurvival. Die Auf-zeichnungen aus einer Art Tagebuch seiner Mutter sind Bestandteil seiner Reiseerzählung. Zusammen mit seinen eigenen Erinnerungen entführt Jahnke den Leser in ein Griechenland, das man wie vieles aus der damaligen Zeit nicht mehr ganz so wiederfindet. Auch bei uns hat sich seither einiges verändert, was nur allzuleicht in Vergessenheit gerät.
Doch der Traum hat einen kleinen Albtraumfaktor, der Jahnke und seine Mitreisenden schnell an Zeiten erinnert, die doch eigentlich längst abgehakt scheinen. Mit Überfahren der jugoslawischen Grenze, das trotz des damals bereits ausgebrochenen Krieges als „sicher“ gilt, sehen sie als erstes in eine Kalaschnikow. Zermürbende Kontrollen, und der eine oder andere Zwischenfall sorgen dafür, dass die Reisenden einen Tag mehr für die Fahrt nach Griechenland brauchen.
Doch sie kommen an und die Aufregung, endlich dort zu sein, lässt die Aufregung der Anreise schnell verblassen. Augenzwinkernd erzählt er von der Schönheit des Landes, des antiken Erbes, Touristenattraktionen. Was er dort erlebt hat, sieht Jahnke recht realistisch und nicht verklärt. Neben geschichtlichen Details beschreibt der Autor auch nachvollziehbar den schnell aufbrandenden Nationalstolz der Griechen, ihre Vorliebe für Dramatik und zaubert auch dabei, dem einen oder anderen Leser ein Lächeln ins Gesicht.
Doch spätestens bei der Rückfahrt wird klar, dass der Krieg nur einen Katzensprung entfernt ist. Vor allem, weil die Reisenden jetzt nicht den Informationsstand haben, den sie in Deutschland hatten. Sie fahren ins Kriegsgebiet, ohne zu wissen, was in der Zwischenzeit geschehen ist.
Während die erste Grenze noch problemlos überquert wird, gibt es schon bald Probleme. Ein an und für sich glimpflich verlaufendes Aufeinandertreffen von Reisenden und Flüchtlingen führt ihnen nicht nur vor Augen, wie menschenverachtend Flüchtlinge dort behandelt werden. Es sorgt auch dafür, dass einer der Reisenden bald darauf aus dem Bus geholt wird, weil er etwas gebräunter aussieht als in seinem noch gültigen DDR-Pass und als Kroate durchgehen könnte.
Jahnke erzählt genauso wie von allem anderen davon und genau das machte mir persönlich deutlich, wie sorglos von den damaligen Reiseveranstaltern wie auch von den Reisenden selbst mit dem Thema Krieg und ihrem Leben umgegangen wurde. Denn obwohl alle im Vor-feld davon wussten, wurde diese Route gewählt bzw. die Reise gebucht, weil sie billig war und damit Jahnkes seinen Traum schneller erfüllte, weil sie möglich war. Jahnke macht deutlich, dass Krieg für alle etwas Greifbares und gleichzeitig Irreales war, bis sie schließlich direkt damit konfrontiert wurden. Genau so, wie es für uns alle wäre. Wir erleben Dinge wie Kriege, Überfälle, etc. auf dem Bildschirm in vermeintlich sicherer Entfernung und denken, dass uns doch irgendjemand richtig warnen muss, wenn es gefährlich wird und dass die Politik es lösen wird. Dass das nicht so einfach ist, umfasst Jahnke ebenfalls sehr klar in seinem Epilog, indem er nochmals den Krieg im ehemaligen Jugoslawien und die politische wie menschliche Ohnmacht der Welt zusammenfasst.
Fazit
Glück und Leid liegen genau wie Träume und Albträume sehr eng beieinander. Das zeigt Jahnkes „Hellassurvival“ deutlich. Aber auch, was für ein lang anhaltendes, wundervolles Gefühl es sein kann, wenn lang gehegte, fast unmögliche Wünsche sich erfüllen.
Copyright © 2010 Antje Jürgens (AJ)
entnommen aus: www.lovelybooks.de, Leserrezensionen
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Bewertung von Klaus Nerschtel, Reinhartsgrimma, vom 26. Dezember 2009
ausgezeichnet (5 von 5 Sternen)
Wie viele tausende Deutsche reisen wohl jedes Jahr nach Griechenland?
Und wie viele haben dabei Probleme?
Heute ist natürlich der Bus nicht unbedingt das Reisemittel Nummer Eins. Dafür können auch auf dem Flug die einen oder anderen Hindernisse einen guten Urlaubsantritt erschweren und dann vielleicht auch die Rückkehr nach Deutschland behindern.
Jahnke hat ein anderes Erlebnis.
Und er lässt uns auf eine besondere Art und Weise teilhaben.
Aber trotz dessen die meisten Seiten seines Buches doch von den schönen Erlebnissen in Nordsgriechenland berichten, so prägen den Leser die vergleichsweise wenigen Stunden der Hin- und Rückfahrt mitten hindurch durch den Krieg in dem so zerrütteten Land nördlich der antiken Stätten.
Jugoslawien.
Einst Vorzeigenation. Vielvölkerstaat.
Und Jahnke freut sich gar zu Beginn noch darauf, diesen so oft verklärt dargestellten landstrich nun per Bus im Jahre 1992 zu durchqueren. Wenn da nicht der Krieg wäre.
Aber die Reisegesellschaft bleibt hart.
Viele Busse wurden damals nach Süden geschickt. Und gerade für die Neubundesbürger waren das doch rech preiswerte Reisemöglichkeiten. Nur eben mit diesem Problem nicht der Erholung förderlich.
Die Serben müssen wohl eine ganze Menge falsch gemacht haben. Zumindest vermittelt sich dieser Eindruck durch Jahnkes Bericht. Und er lässt uns an den kuriosen und doch so traurigen Eigenheiten dieses Transferlandes teilhaben.
Verrückt und einzigartig.
Ich jedenfalls empfehle dieses Buch gern. Nicht für einen Reisenden. Eher für einen Pazifisten, der nicht glaubt, dass der Krieg selbst in heutigen Tagen auch bis nach Europa kommen kann.
Gut erzählt, nie langweilig und immer wieder überraschend.
entnommen aus: www.buecher.de, Buchvorstellung
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« Spannung zwischen den Fronten »
Bewertung von Sophie Kergeler, Mannheim, vom 27.06.2010
Ausgezeichnet (5 von 5 Sternen)
Ich hatte mal eine Survival-Ausbildung. Mein ehemaliger Freund meinte, dass man so etwas zumindest einmal erlebt haben muss.
Dafür bezahlte ich damals fast tausend Mark und konnte der ganzen Sache nicht so richtig etwas abgewinnen.
Als ich dann im Internet vor ein paar Wochen nach dem Wort ‚Survival' suchte, da kam auch der Hinweis auf dieses Buch von Jahnke hoch.
‚Hellassurvival'. Zwei Worte, die sich zusammen nicht so recht ergänzen zu scheinen und doch zusammen passen.
Der Autor hat sie zusammen gekittet.
Und er hat gut daran getan.
Die Geschichte ist spannend und doch auch so traurig, hat ein... nein, das Ende verrate ich nicht!
Ich habe echt mit den Tränen zu kämpfen gehabt als der eine Reisende nach der stundenlangen Befragung durch die Serben später in Ungarn allen anderen Mitreisenden ein Geständnis machte.
Und ich habe sehr gelacht, als die Klofrau mit dem Wischmopp den nicht zahlenden Kunden hinterher rannte.
Die Geschichten über die Bomben auf den Flughafen in Sarajewo waren schlimm. Die Kontrollen an den Grenzen haben sicher nicht nur meine Nerven aufgerieben. Und die ewige Angst, als die Austauschfahrer in Belgrad nicht kamen tat noch ihr übriges.
Zusammen gefasst kann ich nur sagen: Stefan Jahnke lässt uns teilhaben an einem Stück europäischer Geschichte, das noch gar nicht so lange zurück liegt, das es aber besser nie gegeben hätte.
Kaufen. Lesen, staunen, aber bitte ja nicht noch einmal nachmachen!
entnommen aus: www.libri.de, Buchvorstellung
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«Busfahrt der Superlative. Gut zu lesen!»
Bewertung von Michael Semiank, Gütersloh, vom 18. Januar 2010
ausgezeichnet (5 von 5 Sternen)
Vor ein paar Wochen lernte ich Herrn Jahnke in Gütersloh auf einer privaten Veranstaltung kennen. Er las dort aus einem anderen Buch und wir kamen ins Gespräch.
Griechenland ist ja nun ein Land, das sicher schon einige Deutsche über haben. Da fuhr man vom Westen aus in den Sechzigern, vielleicht noch in den Siebzigern hin. Der Osten entdeckte es später. Natürlich, denn die Wende kam ja auch erst später.
Was man aus einer Reise machen kann, das habe ich schon bei anderen Autoren gesehen. Nur packten die meist so viele verrückte Zusätze in ihre Bücher und erfanden eine ganze Menge von Begebenheiten, um alles noch viel spannender zu machen. Die Meisten überzogen das Ganze dann dermaßen, dass es einem schon schlecht werden konnte.
Nun gut. Zum Glück macht das Jahnke nicht.
Lange haben wir auch später noch per eMail und am Telefon über seine Erlebnisse auf dieser Fahrt geredet.
Was er so durchmachen musste… die ganze Gruppe natürlich!
Und ich bewundere es, wenn er nun doch den Mut hatte, endlich alles aufzuschreiben.
Denn eigentlich war er im krieg. Auch wenn er keine Waffe in die Hand nahm. Er musste miterleben, wie wahrscheinlich andere starben. Er sah es zum Glück nicht, hörte und sah aber die Bomben fallen. Er erlebte auch die Ignoranz der Serben, ihre Arroganz und ihren Starrsinn.
Ein Glück für alle Reisenden, dass sie dann auch noch ein paar schöne Tage in Griechenland hatten. Doch ich kann auch verstehen, wie die Angst vor der Rückfahrt diese Erlebnisse nicht zu dem werden ließen, die es hätten werden können.
Ich fand jedes Kapitel spannend. Und ich fühlte mich als wenn ich dabei war.
Zum Glück war ich es nicht. Und zum Glück konnte ich dieses buch von Jahnke lesen.
Das sollten noch viele andere tun. Auch um zu erkennen, wie nahe wir doch alle an einem noch viel schlimmeren Krieg vorbei geschrammt sind. Damals in den Neunzigern. Auf das es nie wieder geschieht!
entnommen aus: www.buch.de, Buchvorstellung
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« Ein Reisebericht so spannend wie ein Krimi. »
Bewertung von Michael Kerawalla, Waiblingen, vom 28. September 2010
ausgezeichnet (5 von 5 Sternen)
Eine mehrtägige Busreise von Dresden aus, kurz nach dem Fall der Mauer,
nach Griechenland. Was soll da schon spannendes passieren?
Aber weit
gefehlt! Dieser Reisebericht hat es in sich, denn die Reise geht mitten
durch das ehemalige Jugoslawien, das sich damals im Krieg befand! Den
Reisenden klingen noch die beruhigenden Worte der Reisegesellschaft in
den Ohren, als sie auch schon bald in große Schwierigkeiten geraten.
Nervenzermürbende Grenzkontrollen, Schikanen von Polizei und Zoll,
Mündungsfeuer und Geschützdonner, Flüchtlingstrecks und Ruinen sind nur
einige der Stationen auf dem langen Weg nach Griechenland und zurück.
Am Schluss grenzt es schon fast an ein Wunder, dass alle Beteiligten
diese Reise heil überstanden haben!
Stefan Jahnke hat hier einen höchst spannenden Reisebericht verfasst,
der uns von einer zur nächsten Seite hasten lässt. Man fiebert und
bangt mit den Reisenden, erlebt jedoch auch so manche witzige
Situation, die der Autor durch seine oftmals ironische Schreibweise zu
würzen weiß. Diese Ironie lässt den Leser auch so manche Situation
besser begreifen, zeigt uns doch Stefan Jahnke so den ganzen Irrsinn
des Krieges, die Kleinlichkeit und Engstirnigkeit, sowie Schikanen und
Erniedrigungen aufgrund von Vorurteilen, Gier und Dummheit. Trotzdem
bleibt die Geschichte stets spannend und unterhaltsam und macht den
Roman zu einem Lesevergnügen der besonderen Art!
Ein Erlebnisbericht
wie er sicher einzigartig ist und das große Potential dieses Autors
zeigt.
Stefan Jahnke hat inzwischen viele weitere Bücher verfasst.
Neben Reiseerzählungen zählen auch Wirtschaftsthriller, Kriminalromane
und historische Romane zu seinem Repertoire.
Ein begabter deutscher
Autor, von dem auch noch in Zukunft viele beeindruckende Romane und
Erzählungen zu erwarten sind!
entnommen aus: eMail des Rezensenten
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« Freier Osten auf Reisen. »
Bewertung von Lutz Rocktäschel, Berlin, vom 16. Mai 2010
ausgezeichnet (5 von 5 Sternen)
Reiseberichte haben etwas ganz Eigenes. Sie erzählen nicht nur von den besuchten Orten, den Kulturlandschaften und Sehenswürdigkeiten. Uns faszinieren die Reisebeschreibungen vergangener Zeiten mitunter wegen der Mühsal der Wege, die wir heute im Zeitalter der Flugzeuge, Traumschiffe und Busreisen eher romantisch verklären. Aber auch mit unseren modernen Reisemitteln kann uns einiges passieren, wie Stefan Jahnke zu berichten weiß.
Die Mauer fällt, und das ostdeutsche Volk erobert die neuen touristischen Freiräume. Da bleiben Dramatik und Situationskomik nicht aus. Zumal, wenn die Busreise 1992 nach Athen über Belgrad, durch das vom Krieg geschüttelte und in Auflösung befindliche Jugoslawien führt. Das Donnergrollen der Geschütze konterkariert ein lockerer Schreibstil, der uns an Jahnkes ungetrübter Urlaubs- und Entdeckerfreude teilnehmen lässt. Besser hätte man den Kontrast der modernen Welt zwischen Urlaub und Krieg kaum darstellen können.
Da schauen die Ostdeutschen bei einer Passkontrolle in den bekannten Lauf einer Kalaschnikow und erleben wieder vermeintlich abgeschüttelte Zeiten.
Oder die Episode vom Wischmopp, die von einer Klofrau erzählt, die mehr oder weniger berechtigt einen Obolus erwartet, und diesen auch rabiat einfordert. Ein Vorgang, der überall, wo Massentourismus herrscht, ein Thema sein kann. Die Businsassen steigen vor einer Toilette in einer erbärmlichen Gegend aus und verwehren den Lohn eines unverhofften Toiletten-Benutzungs-Booms. Sie verhalten sich wie im rechtlichen Niemandsland und werden zur Strafe abwechselnd von der Polizei und dem mäßigen schlechten Gewissen verfolgt.
Doch sie sind trotz allem heil in Griechenland angekommen. Und weil man im fremden Land einfach alles falsch machen kann, hat sich die Reisegruppe mit ihrer griechischen Fremdenführerin wegen eines Kieselsteins fast überworfen. Diese oft mit einem Augenzwinkern erzählten Geschichten sind eingebettet in die wunderschöne griechische Landschaft und antike Architektur, vom Tempelberg Athens, über Delphi und seinem Orakel, den Felsenklöstern von Meteora, bis zum Abstecher nach Thessaloniki. Schade, möchte man meinen, dass die Fotos nur in Schwarz-Weiß zu betrachten sind. Aber vielleicht macht auch das in diesem Buch einen Sinn.
Mit dem Bericht über die Rückreise durch Jugoslawien, nach dem herrlichen Griechenlandaufenthalt, verlässt den Erzähler nun doch der Humor. Ein Flüchtlingstreck holt die Touristen in die Kriegswirklichkeit zurück. Als schließlich ein Mitreisender von der Polizei aus dem Bus geholt wird, weil er etwas dunkelhäutiger als alle anderen aussieht, mit ostdeutschen Pass vielleicht doch ein Kroate sein könnte, ist den Urlaubern klar, dass es um Leben oder Tod geht.
Der Reisebericht ist erst 2009, siebzehn Jahre nach der Reise, beendet worden, wodurch einige Einlassungen und der Epilog ihre berechtigte Stellung erhalten. Er ist ein historisches Zeugnis der Nachwendezeit, die inzwischen soweit weg ist, dass sie selbst schon wieder erklärungsbedürftig wird. Stefan Jahnke, Jahrgang 1967, verheiratet und zwei Kinder, aufgewachsen in Dresden, mit erfolgreich abgeschlossenem Maschinenbaustudium und bewegter Biographie, ist mit diesem Buch ein interessanter und spannender Rückblick gelungen.
entnommen aus: www.amazon.de, Leserrezensionen
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