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und Foto: Stefan Jahnke
Leseprobe - Facinus - Ohne Skrupel
Prolog (Auszug)
...
Die schwarze Limousine parkt versteckt auf dem schmalen Waldweg. Kaum etwas spürt man hier drinnen im Stötteritzer Wäldchen von der Hitze der letzten Tage. Noch sorgen die Laubdächer der alten und dicht stehenden Bäume für Kühle.
Um die Mittagszeit verirrt sich kaum jemand hierher. Vielleicht, weil der erträgliche Lärm des nahen Kindergartens ein wirkliches Entspannen nicht möglich macht. Der Imbissstand drüben am Sportplatz gab darum schon vor Monaten auf. Keine Kunden, kein Umsatz, kein Überleben. Einsame Gegend, könnte man meinen.
Er schaut nach vorn, immer wieder um sich herum. So recht geheuer scheint ihm der Ort wirklich nicht. Noch einmal flucht er leise vor sich hin, denn im Kindergarten werden eben die Kleinen mit dem Wasserschlauch abgespritzt und tollen ausgelassen und viel lauter herum, ehe sie im Haus verschwinden und ihr Mittagessen zu sich nehmen. Sicher nicht hier gekocht, denkt er noch und schüttelt kaum merklich den Kopf.
Sie schmiegt sich an ihn.
„Na, Süßer wie willst Du es denn am Liebsten? Soll ich…“
Ihre linke Hand wandert über seine Brust. Er trägt heute keinen Binder, sein Hemd, kurzärmlig und in einem leichten Roséton, springt oberhalb des Nabels auf und sie spürt schon beim Hineingleiten die vielen Haare. Nein, sie mag keine Kerle, die sich nicht rasieren, die herumlaufen, wie die Affen. Sagen darf sie nichts. Er zahlt gut und sie gewinnt mit ihm vielleicht einen neuen Kunden. Bitter nötig hätte sie es. Ist schließlich noch nicht lange im Geschäft. Warum sagt er jetzt nichts? Einer der Stillen, oder? Sie sieht schon seine Blicke um sie beide herum. Angst? Müsste sie auch haben. Der schleppt sie hierher, wo im besten Fall ein paar Erzieherinnen auf ihren Schrei hin die Polizei rufen könnten. Keine Chance hätte sie.
Nein, sie schiebt diese trüben Gedanken von sich, schaut ihn noch einmal liebevoll an. Geiler Bock… kann sie nicht sagen, denn er tut gar nichts. Na, da muss sie etwas nachhelfen!
Ihre Rechte wandert zu seiner Hose, streicht ihm über den Schritt. Dann greift sie mit der Anderen seine Hand und legt sie sich auf die zwar nicht wirklich großen, jedoch ganz zufriedenstellenden Brüste. Wird das nun was oder kann sie die Sache abblasen?
Sie kichert. Gleich fährt er erschrocken herum. Nein, eher unwirsch. So einen Ausdruck sah sie noch gar nicht in seinem Gesicht. Na ja, sie kennen sich nicht und sind jetzt gerade einmal eine gute Stunde zusammen. Der Kerl muss es nötig haben und… sucht bei aller Feigheit doch diesen Park, anstatt mit ihr im Laufhaus zu bleiben. Verdammt aber auch! Da hat sie ein gutes Zimmer, niemand geht ihr auf den Keks und sie reißt sich nicht den Hintern an irgendwelchen Zapfen, Nadeln oder gar einer halb verrotteten Holzbank auf. Ganz zu schweigen von den Ameisen und anderem Getier, welches vielleicht über sie, in sie hinein krabbelt, wenn sie…
„Mach es erst mit dem Mund!“
Kalt klingt seine Stimme. Sie versucht, nur an den Tausender zu denken, den er ihr vorhin zusteckte. Sie brauchte nicht einmal die dumme Geschichte von der kranken Mutter und dem Vermieter zu bemühen, der ihr kündigen will, wenn sie einen weiteren Tag länger mit der Miete im Rückstand bleibt.
Sie streicht sich durch ihr langes, wasserstoffblondes Haar. Pha, der weiß nicht, dass sie brünett ist. Eigentlich. Blond… die Kerle wollen Blonde. Dumm, willig, machen alles. Na ja, eigentlich macht sie ja auch alles. Sie schnieft und sucht den Zipp an seiner Hose, zieht ihn langsam herunter, greift hinein und findet eine recht knappe Hose, eher einen Slip, und meint, „Oh, ein ganz Schlimmer!“
Sein Glied ist steif. Mit etwas Mühe kann sie es herausholen, schaut auf eine durchschnittliche Größe. Er gibt ihr einen recht derben Klaps auf den Hinterkopf.
„Hey, nicht jeder ist Pornodarsteller!“
Sie beschwert sich. Er lässt sie kaum zu Wort kommen, drückt ihren Kopf an sich hinunter, schiebt ihren Mund an sein Allerheiligstes. Nein, wehren bringt nichts. Die Kerle sind Schweine und sie kann froh sein, dass er sie nicht gleich brutal verprügelt. Hörte sie schon. Nein, erleben musste sie es noch nicht. Zum Glück. Hatte bisher nur drei Freier. Seit kaum zwei Tagen ist sie dabei.
Sie spitzt die Lippen. Es kostet sie Überwindung. Verzweifelt versucht sie, den Moment herauszuzögern, ihn jedoch nichts davon spüren zu lassen. So bearbeitet sie ihn erst einmal mit der Hand, zieht nach und nach die Hoden durch den recht engen Hosenschlitz. Solange er sich nicht beschwert, ist das in Ordnung.
„Los, mach schon. Wird’s bald?“
Nun kann sie nicht mehr anders. Vorsichtig öffnet sie den Mund, tut es, versucht, sich auf die letzten Kinderschreie zu konzentrieren, an etwas Schönes zu denken. Es fällt ihr schwer.
Er schaut von oben auf ihren Kopf, sieht den dunkleren, rötlichen Ansatz der Haare, schüttelt den Kopf, lässt sich nur einige Momente gehen, versucht gar nicht, sich zurückzuhalten, den Moment hinauszuzögern. Schon entlädt er sich. So schnell erwartete sie es nicht, verschluckt sich, hätte ihm beinahe in sein edles Stück gebissen. Verdammt, denkt sie, das kann ja noch heiter werden! Dann lässt sie von ihm ab, steht langsam auf.
Wie selbstverständlich beginnt er, sich mit ihr zu unterhalten. Er redet über belanglosen Kram. Sie erkennt sofort, dass er ihr keine Bildung zutraut. Dabei schaffte sie ihr Abi sehr gut und das Studium nach dem zweiten Anlauf auch mit recht gutem Prädikat. Nur… es hapert mit Jobs. Gerade hier in Leipzig ist es schwer. Die Studenten strömen in alle Richtungen, versuchen, eigentlich gute Stellen als Gelegenheitsjobs zu bekommen. Die Unternehmen sind dankbar. Kaum eine Chance für jemanden, der wirklich neu einsteigen will. Zumal… wer braucht hier schon eine Archäologin? Niemand. Für einen Auslandseinsatz, eine Art Praktikum, fehlt ihr einfach das Geld. Ihre Mutter kann ihr nichts vorstrecken oder zuschießen. Schon das Studium brachte sie beide an ihre Grenzen. Ihren Vater kennt sie nicht. Die Miete… nun ja, es stimmt, was sie den Anderen erzählt. Bis hin zur Krankheit der Mutter. Kaum einer wird es ihr jemals glauben. Jede erzählt so etwas. Und irgendwann landete sie eben hier. Eher drüben an der Autobahnabfahrt. War schon immer ein Nuttentempel, wie ihn ihre Mutter einst bezeichnete. Wenn die erfährt, dass ihre wohlbehütete Tochter dort… Nein, das wird sie verhindern. Nimmt sie an. Wissen kann sie es nicht.
Er geht mit ihr ein paar Schritte. Nicht einmal nötig hat er es, seine Hose zu schließen. Dieses Ding… klein und jetzt schlaff… das hängt und baumelt herum und er geht mit ihr… oh nee, oder? Sie flucht. Ja, gesehen hatte sie die Bank schon. Sah schäbig aus, und wenn sie schon hier mit dem… der Boden ist sicher besser.
„Los, setz Dich dahin. Stell Dich nicht so an. Mach ihn wieder fit und dann… Na los schon!“
Er drückt ihr die Beine auseinander. Ihr Kleid, nicht billig aussehend, auch wenn es billig war, stört ihn, denn es hält nicht oben, als er es nach hinten drückt, mit seinen schwitzigen Fingern nach ihrem Slip greift. Hart ist dieser Griff. Sie spürt… Er lässt keinen Widerspruch zu. Was er wohl sein mag? Der Wagen war neu und groß. Edelmarke. Sie kennt sich mit den Modellen nicht aus, doch die schwarze Karosse, das helle Leder, das Armaturenbrett aus Holz… oder einem ziemlich guten Imitat. Nun, sicher teuer. Gemietet? Nein, sie kennt einige der großen Vermieter… und deren Kennzeichen. Meist aus einer bestimmten Stadt, mit entsprechenden Buchstaben. Jene, die auf solche Merkmale verzichten, kleben irgendwo einen kleinen Aufkleber auf den Wagen. Gut sichtbar, jedoch nicht den Wagen verunstaltend. Zumal… solch ein Wagen sicher in der Miete auch nicht billig ist. Ja, billiger als der Besitz. Sie kichert schon wieder und er schaut sie nur unverwandt an. Dann reißt er ihren Slip mit roher Gewalt herunter. Natürlich geht der kaputt. Sah gut aus. Wie ihr Kleid… War billig… auch wie… na ja.
„Verdammt, was soll das?“, faucht sie und fängt eine Backpfeife.
„Ruhe jetzt! Sieh zu, dass ich zum Schuss komme, ja?“
Er drückt ihren Kopf nach unten, zieht sie noch weiter nach vorn. Sie schreit auf. Gleich schaut er sich um. Nichts. Keine Veränderungen. Noch plärren ein paar Kinder weiter drüben hinter dem Dickicht. Er schlägt hart zu. Sie fällt zurück, meint einen Moment lang, das Bewusstsein zu verlieren. Dann kehrt der Überlebenswille in sie zurück und sie setzt sich vorsichtig auf, zuckt noch einmal zusammen, denn die Schiefer des maroden Tisches stecken ihr in Rücken und Hintern. Kalt schaut er sie an, schlägt noch einmal zu. Sie fällt um, immer noch nicht bewusstlos. Dann denkt sie an den Satz von Julia Roberts in ‚Pretty Woman’. ‚Woher wisst Ihr Kerle nur immer, wie man eine Frau schlagen muss? Lernt Ihr das schon in der Schule? Nimmt man Euch da beiseite und…’
Nein, sie weiß nicht mehr genau, was die sagte. Jedoch was sie meinte. Verflucht! Sie faucht ihn an. Er verzieht das Gesicht zu einem teuflischen Grinsen.
„Ja, so machst Du mich an!“
Mechanisch wandert ihr Blick in seinen Schritt, erkennt sie, wie sich sein Glied aufrichtet. Dann drückt er ihr auf brutalste Weise die Beine erneut auseinander, zieht sie noch weiter zu sich, hebt ihre Beine an und tritt ganz nahe an sie heran.
„So, und jetzt Ruhe, verstanden?“
Er dringt in sie ein. Sie will es nicht. Nein, sie verzichtet auf sein Geld. Natürlich kann sie es sich nicht leisten. Aber so…
Schnell setzt sie sich wieder auf, versucht, mit ihren Fäusten nicht nur seine Brust zu erwischen, sondern auch gegen seinen Kopf zu schlagen. Er ist schneller, stößt mit brutaler Gewalt in sie hinein und schwingt sich hin und her, während er ihr seine rechte Faust wieder und wieder ins Gesicht schmettert. Wie benommen sieht sie alles durch einen roten Schleier, kann nicht mehr klar denken, versucht, sich zu schützen und weicht doch keinem Schlag aus.
Sie weiß es. Die Besinnung schwindet. Sie kann nicht mehr, spürt nichts. Er wird immer schneller. Oder kommt ihr das nur so vor? Schmerzen sind überall, auch zwischen ihren Beinen. Als würde sie reißen, er ihr etwas in ihr drinnen zerstechen. Sie schaut an sich herunter und sieht… nichts. Nur eben diesen roten Schleier. Dann rutscht sie nach hinten, fällt hart hinunter auf die Bank. Ihr Kopf hängt unnatürlich nach unten. Noch lebt sie.
Er kümmert sich weiterhin nicht um sie, presst nun ihre Beine mehr und mehr zusammen, hebt sie dazu ganz nach oben.
„Ja, so, so ist es besser. Mann, Du bist ja dermaßen weit!“
Wütend stößt er noch brutaler zu.
Plötzlich ist Stille um sie. Erschrocken schaut er sich um. Nein, nichts. Niemand zu sehen. Sicher verschwanden endlich die letzten Kinder im Haus, können ihn nun nicht mehr nerven. Er scheint zufrieden. Dieses Gekreisch! Er kann von Glück reden, selbst keine Kinder zu haben. Wozu? Sie stellen Fragen, brauchen Zuneigung. Er ist eh’ nie da und hat keine Zeit.
Dann endlich ist er am Höhepunkt. Er stöhnt, lässt spitze Schreie aus sich heraus und ergießt sich in sie. Ha, doch nicht so schlecht, denkt er, als er wieder etwas klarer sieht. Wenn man es eben selbst macht. Angewidert schaut er auf ihren Mund. Dabei spürte er irgendwie nicht viel. Ja, sie reizte ihn. Und ja, er suchte sie sich aus. Ihre Haare waren es. Alles unecht. Verdammt, er muss in Zukunft noch besser aufpassen!
Dann zieht er sein erschlaffendes Glied aus ihr heraus, wischt es mit einem Papiertaschentuch ab, das er unter die Bank wirft, schaut auf sie. Irgendetwas beunruhigt ihn. Ja, es sind ihre Beine, die gerade beginnen, wild zu zucken. Verdammt, was soll das? Er schließt seine Hose, zieht sie auf dem verrotteten Tisch zu sich. Ihr Kopf liegt nun wieder eben.
„Mann, Mädel, mach nicht so ein Gewese, ja?“
Er schaut sie an, streicht ihr fast liebevoll, wenn auch mit einem furchtbar kalten Blick, übers Gesicht, knöpft ihr das zerknitterte und weiter unten völlig zerrissene Kleid über der Brust auf, zerreißt mit einem Kraftschrei den kaum etwas verhüllenden BH und knetet ihre Brüste. Nein, nichts regt sich in ihm.
„Warum musst Du auch Deine Haare färben?“
Er zuckt mit den Schultern. Dann öffnet sie die Augen. Unwirsch schaut er ihr ins Gesicht.
„War nicht so toll. Aber… na ja, was soll ich machen. Versprochen ist versprochen. Du bekommst, was Du verdienst.“
Nichts begreift sie. Wieder und wieder schaut sie um sich. Die Augen nehmen sicher vieles auf, doch die Verbindung zum Gehirn, zum Verstehen der unwirklichen Bilder scheint zerstört… oder nur gestört? Er zuckt noch einmal mit den Schultern.
„Willst Du mir noch einen blasen?“
Sie zuckt immer noch. Nein, er kennt nicht die verschiedenen Stadien des Hinübergleitens. Sie interessieren ihn nicht. Er schaut nur abschätzend zwischen ihrem falschfarbigen Haar, den blaurot gekneteten Brüsten und ihrem rot und überanstrengt aussehenden Schambereich hin und her.
„Wärst Du blond, wäre es nicht so schlimm!“
Sie versucht, ein Wort herauszupressen. Vielleicht will sie gar einen ganzen Satz sagen. Er schaut amüsiert.
„Lass es. Wird eh’ nichts!“, murmelt er und blickt auf die Uhr.
„Oh, verdammt spät. Na, war zu erwarten. Pass auf. Ich gehe jetzt zum Wagen und komme in ein paar Minuten zurück. Du wartest hier auf mich und dann sehen wir weiter, ja? Verdammte Flittchen… man kann sich kaum auf sie verlassen!“
Er dreht sich um. Ob sie mitbekam, was er sagte und damit meinte, weiß er nicht. Ihm ist es egal. Sie wird immer noch hier liegen, wenn er zurückkehrt.
Verzweifelt versucht sie, sich zu erheben, spürt den stechenden Schmerz im Rücken, bemerkt, wie dunkel es um sie herum wird. Nein, liegen. Und vielleicht… Ja, das wäre ein Weg! Gleich dreht sie sich auf den Bauch. Es kostet sie fast die Sinne. An einer bestimmten Stelle gleich unterhalb des Halses fühlt sie den stechenden Schmerz und bemerkt, wie sie die Kontrolle über ihre Beine verliert. Egal. Sie will nur weg von hier, ja nicht liegen bleiben. Sie spürt, wie sie den Boden… oder die Tischplatte verliert, fällt und… der Schmerz ist dermaßen stark, dass sie kein Flimmern mehr sieht, sondern nur noch Dunkelheit. Ausruhen. Das war schlimm. Sie muss sich…
Er hörte das Plumpsen, schaute zurück, schüttelte den Kopf und ging unbeirrt weiter. Am Wagen angekommen, öffnet er nun den Kofferraum, nimmt das Tuch heraus, in welches etwas Längliches, nicht zu Leichtes eingewickelt sein muss. Dann schaut er ins Wageninnere, nickt nur vor sich hin und schiebt die kleine Handtasche seiner Begleiterin unter den Beifahrersitz. Er muss heute Abend daran denken, prägt er sich ein und weiß, dass er es sicher nicht vergisst.
Schon geht er zurück. Von Weitem sieht er sie liegen. Gerade beginnt sie, sich wieder zu regen.
„Hat die nicht genug?“
Er flucht und geht etwas schneller. Dann steht er neben dem Tisch.
„Da lege ich Dich hier oben hin und Du suhlst Dich lieber da unten im Dreck. Na toll!“
Er sieht ihren noch vor wenigen Minuten makellosen Rücken. Jetzt zeigt dieser viele Striemen, einige Schiefer schauen daraus hervor und Blut läuft an den großen Verletzungsstellen entlang zur Seite. Sie liegt auf dem Bauch. Vielleicht will sie sich nur verhüllen und fiel darum herunter? Er schluckt einen Moment. Nein, nein, sie kann mit Sicherheit nicht mehr klar denken! Dann schiebt er mit den Füßen die ihren auseinander und hebt den über ihren Hintern reichenden Kleiderrest hoch, wirft ihn nach vorn. Nun kann er zwischen ihre Beine schauen, doch nichts regt sich bei ihm. Sie verdarb ihm den ganzen Spaß, weil sie keine echten blonden Haare hat. Heute, so sagte er sich wie eine Entschuldigung, wollte er eben eine Blonde. Selbst Schuld, Mädel!
Er legt das längliche Eingewickelte ab, tritt näher zu ihr, hebt sie an. Sie stöhnt auf. Er sieht ihre Augen, die nach Hilfe suchen.
„Hier hilft Dir niemand, Mädel!“
Kalt wirft er sie mit dem Rücken zuerst auf den Tisch zurück.
Sie stöhnt.
„Ich…“
Er neigt sein Ohr ganz herunter, ist nun nahe an ihrem Mund.
„Was meinst Du?“
Sie stöhnt, kann sich nicht artikulieren. Er meint, nur ein Brabbeln und ein Stöhnen zu vernehmen.
„Ja, nichts zu sagen hast Du!“
Dann nimmt er eine Schere aus dem Bündel, beginnt, ihre Haare abzuschneiden. Nicht zu sorgfältig geht er vor, lässt einige Strähnen ganz an der Kopfhaut, legt die anderen vorsichtig neben ihr auf einen Haufen. Als er die Hälfte herunter hat, bindet er daraus einen Knäuel und legt diesen neben sie. Dann greift er wieder zum Bündel und holt einen länglichen, recht schmalen Feuerlöscher hervor. Er suchte lange, bis er diese Bauform fand. Man setzt sie auf kleinen Booten ein. Überall da, wo es brennen kann, man jedoch kaum Platz hat, um diese meist zu wuchtigen Dinger unterzubringen. Zufrieden schaut er das Gerät an. Schon liegen Tücher in seiner Hand. Kleenex. Nein, eine billigere Sorte. Für diesen Zweck reichen sie allemal. Er nimmt noch einmal die Schere, schneite ihr den Rest des Kleides vom Körper. Sie liegt da, kann sich nicht bewegen. Ganz flach geht ihre Atmung. Sie will stöhnen, kann es jedoch nicht mehr.
Nun sprüht er etwas Wasser aus dem Feuerlöscher auf die Tücher und beginnt, ihren Körper zu reinigen. Er wischt sie nicht gänzlich ab. Nur da, wo er in ihr war. Außen herum.
Ihre Blicke folgen seinen Bewegungen, solange sie sich dazu nicht bewegen muss. Das kann sie nicht. Gelähmt liegt sie da und bittet Gott oder an wen sie auch immer glaubt, dass sie dies hier übersteht. Hoffnung… ist schon nicht mehr in ihr.
Jetzt greift er nach dem Feuerlöscher, setzt das Ventil an ihrem Mund an und drückt zu. Nein, er will sie nicht ertränken. Den Mund spült er ihr mit dem überdimensionalen Druck aus. Danach tupft er ihr Gesicht ab, bis es trocken wirkt. Nun wiederholt er das gleiche Prozedere im Schambereich. Er verspürt dabei nichts, schüttelt nur immer wieder den Kopf.
„Wer da schon alles… na ja!“
Sie kann ihn nicht sehen. Den Kopf zu heben, ist sie nicht in der Lage. Er nimmt das Knäuel ihrer Haare und stopf es ihr unten hinein. Spüren kann sie es nicht. Als er wieder aufsteht und mit der Schere über ihr steht, denkt sie, er würde es jetzt beenden. Nein, er schneidet weiter, nimmt ihr nun noch fast den gesamten Rest ihrer Haare. Dabei flucht er schon wieder. Die Schere scheint stumpf. Er versucht sich zu merken, sie schleifen zu lassen. Schließlich soll eine stumpfe Schere gerade beim Haareschneiden unheimlich ziepen. Nein, das will er niemandem zumuten!
Das zweite Knäuel ist größer. Er sieht die Haare aus ihrer Scheide hängen und lacht, hält dieses zweite Knäuel noch in der Hand. Es vibriert in seiner Hose. Er flucht.
„Gerade jetzt! Mann, habe ich nie Freizeit?“
Er schnieft, legt das Knäuel neben sie, schaut um sich und zieht das kleine Smartphone hervor, tippt eine Kombination ein und hält es sich ans Ohr.
„Ja, klar. Mache ich. Ist kein Problem. Kann ich erledigen. Natürlich morgen, wann denn sonst? Ich bin gleich unterwegs. Hmm… ja, werde jemanden mitbringen. Ehrensache. Ja klar. Ich melde mich, wenn ich da bin, okay?“
Er legt auf, tippt ein paar Notizen auf einen elektronischen Merkzettel, öffnet die App mit der Stundenabrechnung und trägt etwas ein, überträgt dies in seinen Kalender und schiebt das Gerät zurück in seine Hosentasche.
„Immer zu tun. Tut mir echt leid, dass ich Dich warten lassen musste. Manchmal geht aber die Arbeit vor… na ja, wir sind ja eigentlich auch schon fertig, oder?“
Er sieht den ängstlichen Gesichtsausdruck, kann sich gar nicht daran sattsehen, spielt einen Moment an ihren Nippeln herum, schaut in die Umgebung und greift nach dem Knäuel.
„Ja, also, so richtig wurde das nichts, oder? Na ja, lag an Dir. Blond. Pha! Lügen haben kurzes… Leben. Na ja.“
Er grient sie an und reißt ihren Mund auf. Sie versucht, sich zu wehren und spürt das Knacken, als er ihr den Kiefer ausrenkt.
„Mann, nun hast Du doch noch mehr Schmerzen. Na ja, kann ich nicht ändern!“
Verzweifelt versucht sie, trotz der unerträglichen Schmerzen, die sie verspürt und über die sie nach der Gefühllosigkeit zum Rest ihres Körpers fast froh war, die Lippen aufeinander zu pressen. Trotzdem kommt sie sich in einem lichten Moment der Erkenntnis wie solch eine Gummipuppe vor, die im Laufhaus zur Stimulation herumstehen und manchmal die zweite Geliebte ersetzen müssen, weil mehr Kerle im Hause sind, als Mädels. Weit ist ihr Mund geöffnet. Er sieht das Zittern in den Mundwinkeln, erkennt ihren Drang, zu schlucken, um nicht an der eigenen, jetzt schnell zusammenlaufenden Spucke zu ersticken, nickt dazu wissend und schiebt ihr ganz, ganz langsam das Knäuel in den Mund bis tief hinein in den Rachen.
Schreckensweit ist ihr Blick. Sie bekommt erst wenig, dann gar keine Luft mehr. Er tätschelt ihr Gesicht, fährt mit der Linken über ihren Körper, spürt die Zuckungen, die sie nicht erleben kann, weil ihre Nervenbahnen im Genick blockiert sind.
„Machs gut. Und denk daran… Du warst selbst schuld. Mich zu betrügen… na ja, das ist eben nicht gut!“
Sie zuckt nur noch einige Male. Dann liegt sie starr. Er streicht ihr übers Gesicht. Ihre Augen will er nicht schließen. Starr und gebrochen stieren sie in den Himmel, eher in die Baumkronen über ihnen. Langsam packt er seine Sachen zusammen, beginnt, seine Spuren ringsum zu beseitigen. Dafür brachte er einen Müllbeutel mit. Eine Menge Tücher kommen zusammen und er beschließt nach einem Blick auf die Schere, sie auch mit zu entsorgen. Nein, dieses billige Ding ist ein teures Schleifen nicht wert. Er grinst, zieht das Handy wieder hervor und macht ein paar Fotos. Nicht von der Toten, sondern vom Platz um sie herum. Dann vergrößert er sie auf dem Display und geht sie in einem darübergelegten Raster Stück für Stück durch, entdeckt noch Spuren seines Tuns, die er gleich beseitigt. Es dauert eine Weile und man würde seine Unruhe bemerken, wenn es jemanden gäbe, der in der Nähe steht. Doch da ist niemand. Seine Blicke schweifen trotzdem umher.
Endlich ist er fertig, schaut auf die vermeintlich Tote.
Halt! War das eben eine Bewegung?
Er tritt näher. Ja, ihre Augen flackern. Die Lider zittern. Ganz nahe geht er an sie heran. Sein Ohr hält er über ihren verstopften Mund. Da ist ein Luftzug. Verdammt… sie… sie lebt? Das gab es ja noch nie! Gleich öffnet er das schon zusammengewickelte Bündel erneut, nimmt einen schweren, kurzstieligen Hammer hervor, tritt zu ihr, legt eine Plastiktüte über ihr Gesicht, markiert mit einem Fingerdruck eine Stelle zwischen Nase und Stirn, holt schnell aus und schlägt einmal schwer zwischen ihre Augen.
Das Geräusch klingt wie das Bersten einer Gipskartonplatte. Er schlug schon einige ein, denn im Trockenbau kante er sich genauso aus, wie in vielen anderen Bereichen des Baugewerbes. Zufrieden steckt er den Hammer fort, greift nach der Tüte und steckt sie in den noch offenen Müllsack. ‚Blöde Zicke!’, denkt er und knotet den Sack fest zu. Besser so. Er braucht nicht noch mehr Verzögerungen. Irgendwann kommt hier jemand Neugieriges vorbei und dann sollte er fort sein. Blöder Platz. Auch wenn er von vielen gemieden wird, seit man hier dieses Mädel fand. Nicht zu lange her. Nun wird es noch eines geben. Nur reichlich älter und bei Weitem nicht so populär. Er hat mit dem Ersten nichts zu tun. Nun grient er in sich hinein, schaut noch einmal in ihre Augen, zieht sich die Hose höher, obwohl sie schon gut saß, schaut an sich herunter. Irgendetwas zu sehen? Nein, nichts. Dazu ist er ein viel zu großer Perfektionist.
Ein wenig Wind kommt auf. Er schaut in die Blätter über ihm. Gleich fallen einige herunter, landen auf seinem Kunstwerk. Nein, er stellt nicht den Anspruch, etwas zu schaffen. Er hasst es aber, wenn der Ort nach nichts aussieht. Dann spürt er das neuerliche Vibrieren seines Handys.
„Ja, klar. Ich kann dann gleich noch vorbeikommen. Habe eh’ etwas Zeit. Trägst Du bitte das Rotschwarze, dieses Nichts, das ich so sehr mag? Und essen würde ich gern etwas. War ein anstrengender Tag bisher. Ja, Du weißt doch. Man kommt einfach zu nichts. Kann ich auch nicht ändern.“
Er grinst schon wieder und schaut auf das Handy. Sie scheint ihn zu beobachten. Nein, das ist nur ihr Bild. Er nahm es auf. Gut drei oder vier Wochen ist es jetzt her. Sie kamen sich näher und… na ja, manchmal braucht auch er irgendeinen ruhigen Pol. Zumal er ja alles andere überall haben kann.
„Ach so, hast Du die nächsten Tage etwas vor?“
Er kennt die Antwort. Arbeitslos. Na ja, ihm ist das egal. Er kann sich vieles leisten und sie wird ihm weiterhin aus der Hand fressen, wenn er es nur richtig anstellt. Er kennt ihren Charakter. Sie darf sich nur nicht käuflich vorkommen, muss alles, was er tut, als eine Selbstverständlichkeit, seine Zuwendungen als ein verdientes Geschenk in einer mehr als fraglichen, für sie sicher guten Beziehung ansehen. So tut er jetzt, als wäre es für ihn einfach schön, nicht allein fahren zu müssen.
„Ja, also, ich muss nach Hamburg. Natürlich Job und so. Aber das dauert nicht lange. Halber Tag oder so. Du könntest Dir inzwischen die Stadt ansehen und wir unternehmen dann etwas. Hafenrundfahrt oder in den alten Elbtunnel… Schön essen gehen und vielleicht übernachten wir auch noch dort. Was meinst Du? Ja, mit dem Wagen. Nein, Bahn ist mir nichts. Zu viele Verspätungen. Und… im Flugzeug… na ja, Du weißt doch, wie ungern ich Zuhörer habe, wenn ich mich mit Dir unterhalte.“
Er grient beim Gedanken daran, wie sie auf irgendeinem Parkplatz übereinander herfallen werden.
„Nein, natürlich keine Umstände. Ich fahre doch eh’. Ist aber verdammt einsam, so allein… die vielen Kilometer und in der Stadt dort… Ja, ja, mach nur Deine Scherze! Als wenn ich auf die Herbertstraße… Oh, prima. Nein, mitzunehmen brauchst Du nicht viel. Ein schönes Kleid vielleicht, falls ich noch Karten für das Musical auftreiben kann. Ja, echt. Ach was, ich spinne doch nicht! Also, bis gleich, ja? Ich beeile mich. Und nicht zu viele Umstände wegen des Essens, ja?“
Er legt auf. Natürlich macht sie sich Umstände. Gleich unter ihrer nicht gerade seinem Stand entsprechenden Wohnung befindet sich ein Supermarkt. Sie wird sich schnell eine Jacke überwerfen. Trotz der noch angenehmen Temperaturen friert sie meist. Dann rennt sie die Treppe hinunter, besorgt, was sie denkt, zu benötigen, flucht sicher auf dem Weg nach oben, beginnt überstürzt zu kochen und wird ihn mit Überfluss empfangen. Er grient in sich hinein.
Noch einen letzten Blick wirft er auf die Tote. Nun konnte sie sich nicht mehr bewegen. Zwar stört ihn der blutunterlaufene Fleck über der unnatürlichen Vertiefung mitten auf ihrer Stirn. Manchmal muss man eben zu solchen Maßnahmen greifen. Woher sie jedoch die Kraft nahm, durchzuhalten, ihn gar zu schocken, kann er nicht begreifen. Er schüttelt noch einmal den Kopf, schaut sich ein letztes Mal in der Umgebung um, hebt den Sack an, nimmt sein Bündel mit dem ‚Werkzeug’, wie er es für sich benennt, und geht zum Wagen zurück. Hier verstaut er alles im Kofferraum, zieht die einfachen, etwas schwereren Schuhe mit einer Halt gebenden Trekkingsohle aus, schlüpft in bequeme Slipper, steckt die Schuhe ebenso in den Sack, fingert an einer kleinen Tasche an der linken Kofferraumseite herum, holt eine weißgoldglänzende Uhr hervor, die er versonnen anschaut und dann umbindet, schließt den Kofferraum, setzt sich wenig später auf den Fahrersitz, startet den Motor und fährt aus dem Wäldchen hinüber zur Papiermühlenstraße, wo er vor einem großen Backsteingebäude anhält und die Nummer des ersten Anrufers im Wald wählt, in den Hörer lauscht und den Kopf schüttelt, als er auf die Freisprecheinrichtung schaut. Nein, solche Gespräche muss niemand zufällig im Vorbeigehen mithören. Es reicht, wenn seine Worte verständlich wären. Zumal er niemandem traut. Abhörskandal, denkt er nur und verallgemeinert dies gleich für serienmäßig eingebaute Freisprecheinrichtungen der großen Luxusmarken. Damit fährt schließlich jene Klientel, die entsprechende und für die NSA interessante Entscheidungen zu fällen hat. Das geschieht ebenso… im Wagen, irgendwo unterwegs auf der befahrbaren Welt.
Er grinst, als er die barsche Stimme seines Gesprächspartners hört.
„War vorhin etwas kurz, aber ich hatte noch zu tun.“
Der Andere knurrt etwas Unverständliches, woraus man ein ‚hast’s wohl nicht mehr nötig?’ entnehmen könnte, aber er wiegelt sofort ab und kommt auf den neuen Auftrag zu sprechen. Immerhin gibt es bei solchen Fahrten einiges zu beachten. Von nichts kommt nichts. Außerdem fühlt er sich seit einiger Zeit nicht wirklich gut bezahlt. Das wollte er schon längst klären. Jetzt, da ein Auftrag ansteht, es für seinen Partner sicher kaum mehr Möglichkeiten zum Wechsel des Beauftragten gibt, meint er, den richtigen Moment abgepasst zu haben. Natürlich gibt es Schnaufen und Schimpfen. Das kennt er, geht einfach darüber hinweg. Auf der Forderung beharren… das lernte er schnell im Geschäft. Dass er gut ist, ihm niemand das Wasser reichen kann, weiß nicht nur er.
Endlich kann er auflegen, setzt einen Haken hinter das entsprechende Memo in den Notizen und startet den Motor erneut. Er geht in sich. Kann er jetzt schon wieder? Na, wenn er sie bis nach dem Essen hinhält, sicher. Schließlich trägt sie keine falschen Farben.
Zufrieden lässt er die Limousine in die endlich entdeckte passende Parklücke rollen. Hier bekommt man eigentlich gar keinen Platz. Zwar könnte er eine der Tiefgaragen unter den wunderbar sanierten alten Gebäuden nutzen, in größter Not gar ins Parkhaus des Leipziger Zoos fahren, wo man einen recht moderaten Tagessatz zahlt und den Wagen auch über mehr als nur 24 Stunden sicher abgestellt weiß. Er mag jedoch keine Parkhäuser. Ja, er, der keine Skrupel hat, Aufträge anzunehmen oder sich ein paar ausgefallene Stunden mit dieser oder jener Nutte zu gönnen, hat Angst vor einem simplen Parkhaus? Er lacht noch einmal und schaut triumphierend um sich, sieht, wie ein Fahrer hinter ihm vor Wut fast ins Lenkrad beißt. Wie der drehte er einige Runden in der Nähe des Hauptbahnhofes und war einfach ein paar Sekunden schneller, ließ sich von der Rotschaltung nicht irritieren, da er genau weiß, an welchen Tagen im Blitzer gegenüber der Passagen wirklich ein Aufnahmegerät steckt. Er schaut aufs Nummernschild des übertrumpften Hintermannes. Na ja, Ulm. Was soll’s? Die haben ihren gefallenen Schneider… und er diesen Parkplatz.
Er greift in den Kofferraum. Der Müllsack muss weg. Er packte ihn so, dass sich kein Penner daran vergreifen wird. Die mögen vielleicht jeden Dreck. Sicher aber kein bräunlich verschmiertes Papier. Dabei handelt es sich nur um einen Spray aus dem Spaßshop, dessen Inhalt er fast vollständig auf die oberen Schichten im Sack sprühte.
Schwer ist dieses Monstrum nicht. Er möchte jedoch nichts zusammenpressen, scheut sich davor, vielleicht alles platzen zu lassen. So sieht es schon unförmig aus, was er da transportiert. Er überquert die Löhrstraße, geht auf den Gründerzeitblock in der Uferstraße zu und drückt auf die Klingel ganz weit oben.
„Ja bitte?“
Die Stimme klingt alt. Eine Frau, die vielleicht nicht einmal mehr etwas sieht. Er grinst in sich hinein. Schon manchmal war er hier, obwohl man ihn natürlich nicht wiedererkennt. Wer denn? Zu den Zeiten, wenn er kommt, sind normale Menschen arbeiten, der Rest sitzt mit einem Bier vor der Glotze. In diesem Haus wohl eher nicht. Die Rentnerin mit Pflegestufe ist eine Ausnahme. Wie sie die Miete aufbringt? Ihn interessiert es nicht.
Wieder berichtet er von einer verklemmten Tür und ob sie mal auf den Summer drücken kann. Er müsse doch die Elektrozähler ablesen. Die weiß sicher nicht, wann jemand kommt, welches Datum auf dem letzten Zettel an der Haustür stand. Das erledigt natürlich die Schwester vom Pflegedienst für sie. Und die kommt früh… und am zeitigen Abend.
Es surrt und er geht gleich durch bis in den Innenhof. Idealer Ort zum Entsorgen seines Mülls. Niemand sucht darin herum.
Die Altneubauten auf der Nordstraße sind nichts für ihn. Ja, ein kleines Techtelmechtel. Meist bestellt er sie ins Hotel. Nein, nicht so dreist, wie er es eben denkt. Er lädt sie ein. Sie gehen essen, und weil sie dann stets am anderen Ende der Stadt sind, beide zu viel tranken und er keine Lust auf einen langen Fußmarsch hat, landen sie im Hotel. Davon gibt es in Leipzig schon wegen des über Jahrhunderte zurückreichenden regen Messegeschehens eine ganze Menge. Viele sind passabel. Fast alle besser, als ihre Wohnung.
Heute gönnt er sich keinen Luxus. Den hat er ab morgen wieder. In Hamburg. Fünf Sterne mit Sauna und eigenem Lift zum Pool direkt unter dem Dach. Er liebt diese Verschwendung. Heute will er zwar nicht darauf verzichten, aber…
Er sieht den Laden, fragt sich, was sie wohl kocht, geht selbst noch hinein, zielstrebig bis zur Wein- und Spirituosenecke. Natürlich ist die Auswahl bei Weitem nicht so erlesen, wie er sie woandersher kennt. Trotzdem kann man ein kleines Vermögen loswerden. Er machte absichtlich keinen Abstecher in die Arkaden am Hauptbahnhof… nein am Brühl… ach, diese Namen. Natürlich kann man dort… na ja, in den Passagen und Höfen weiter in der Stadtmitte gibt es noch Besseres. In Hamburg wird er mit ihr bummeln gehen, ihr zeigen, was man alles kaufen kann. Heute jedoch soll sie sehen, was er mitbringt. Und sie soll den Tropfen kennen. Vielleicht nicht, weil sie ihn schon einmal kaufen wollte, sondern weil sie sicher schon häufig den Kopf schüttelte… im Vorbeigehen natürlich… als sie dieses Gesöff in ihrem Laden stehen sah.
„Ne Düde?“
Die Frau an der Kasse hat kaum einen Zahn im Mund, und wenn sie ihn anspricht, breitet sich gleich der liebliche Geruch des Abschaums aus. Er wendet sich nicht ab, schüttelt aber den Kopf. Er wird das Haus mit der Flasche nicht verlassen, nimmt den Dienstboteneingang, wie er diese zweite Tür zum Hausflur nennt, steigt dann die vier Treppen nach oben, wird sie wieder einmal überraschen. Sicher schimpft sie gleich auf all ihre Nachbarn, die wie immer die Haustür nicht abschlossen. Er weiß nicht einmal, ob sie mit ihrem vorauseilenden Gehorsam einer ehemaligen DDR-Bürgerin schon jemals versuchte, die ihm bestens bekannte Tür zu benutzen.
Dann zahlt er schnell, verzichtet jedoch nicht darauf, die Kassiererin das Bündel 50-Euroscheine sehen und erkennen zu lassen, welches er stets mit sich herumschleppt. Trinkgeld gibt er trotzdem nicht. Er ist der Meinung, dass man sich in diesen niederen Schichten sein Einkommen wirklich erarbeiten sollte. Dazu gehört für ihn gerade im Publikumsverkehr, sich die Zähne richten zu lassen und regelmäßig zu putzen. Die Frau schaut ihm hinterher, will etwas rufen, ihn von der Tür fernhalten, doch die schließt sich eben hinter ihm.
„Huch, Du bist ja schon da!“
Er schaute eben noch auf die Uhr. Weit über die vorhergesagte halbe Stunde. Es dauerte länger. Er hielt es nicht für notwendig, ihr noch einmal Bescheid zu geben, sein voraussichtlich verspätetes Eintreffen zu melden. Warum auch? Sie hatte zu tun und bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging.
„Ich bin noch gar nicht fertig!“
Sie schluckt und schaut entschuldigend an sich hinunter, meint jedoch auch die Arbeit in der Küche. Er umarmt sie, drückt ihr einen langen Kuss auf die Lippen und stellt verschämt die Flasche Champagner auf den Tisch.
„Sollte vielleicht noch für ein paar Minuten in den Kühler.“
Sie schaut aufs Etikett, zieht die Augen hoch, sagt aber nichts. Er verbot ihr schon vor einer Weile, sich über solche für ihn scheinbare Kleinigkeiten auszulassen, gar, sich dafür zu bedanken. Sie lächelt, weiß, was er dafür sicher gern annimmt.
Er geht ins kleine Wohnzimmer der Zweiraumwohnung, schaut sich nur kurz um. Im Laufe der Jahre lernte er, dass man mit zu vielen neugierigen Blicken verletzen kann. Außerdem erfasst er trotz des seltenen Hierseins jede Veränderung sofort. Da steht ihr Bild. Sie ließen es in Paris aufnehmen und der Kerl von einem windigen Fotografen schickte es ihnen wirklich zu. Vielleicht lag es an der größeren Euronote oder seinem burschikosen Auftreten, das keinen Zweifel daran ließ, er käme wieder und fände ihn dann auch? Ihm egal. Ihr scheint es viel zu bedeuten. Sein Abzug liegt irgendwo zwischen ungeöffneter Werbepost und einigen unnützen Zeitungen zuhause. Zumindest in den nächsten Tagen entdeckt sie das sicher nicht. Er grient kurz, ohne dass sie es sehen kann.
„Ich… ähm… bin in der Küche.“
Er sieht sie im Badezimmer verschwinden. Wenig später kommt sie heraus. Die Wohnzimmertür ist angelehnt. Er erkennt dieses wirklich wie ein Nichts Aussehende an ihr. Es passt wunderbar zu ihrer Figur und ihren Haaren. Wenn sie dann essen, kommt er sicher nicht von ihren Brüsten los… mit seinem Blick natürlich. Und anschließend… nun, die Kerzen werden von selbst verlöschen und er bestellte einen Brötchenjungen, der ihnen noch vor sieben Uhr einen Beutel an die Tür zu hängen hat. Wie er ins Haus kommt? Ihn geht es nichts an. Auftrag ist Auftrag.
Es brutzelt von der Küche her. Längst entsagte sie dem einfachen Öl, nimmt nur noch das aus Oliven. Er lässt es ihr bringen, wenn er denkt, die Flasche ist bald leer. Nicht irgendwelches, was man überall kaufen kann. Er mag das aus Kreta. Nur ein Laden in Deutschland führt die richtige Qualität. Zum Glück liefert der auch aus.
Er schlägt die Beine übereinander und greift zur Zeitung.
Sie deckt gerade den Tisch. Er darf ihr nicht helfen. Prompt vibriert sein Handy. Sie schaut ihn an. Er tut geheimnisvoll, sagt nur ‚Ja’ oder ‚Prima’ und ‚Bis morgen’.
„Probleme?“
Lange fragte sie ihn nicht nach seinem Tun. Er verbat es sich zwar nicht, umschrieb jedoch bisher alles dermaßen, dass sie keine Lust auf weitere nichtssagende Erklärungen hatte, lieber genoss, mit ihm zusammen zu sein… und den damit verbundenen Luxus zu erleben.
„Ich mache dann mal den Champagner auf.“
Sie wundert sich. Er ging wieder nicht auf ihre Frage ein. Trotzdem tappelt sie schnell in die Küche und holt die Flasche aus dem Kühler. Er soll noch nicht sehen, was es heute gibt.
Ihn erinnert dieses ‚Plopp’ an einen Schuss mit Schalldämpfer. Vielleicht eine Nuance zu laut. Er lacht noch einmal und schenkt die beiden Designergläser halb voll. Er weiß, woher die stammen. Von ihrem ersten Freund. Er brachte sie zum Kennenlernen der Eltern mit und alles schien in Richtung des sicheren Ehehafens zu steuern, bis… ja, bis der Laster ihn plattmachte. Nun, inzwischen scheint sie den Schock überwunden zu haben. Trotzdem sah sie seither keinen anderen Mann an und er hatte anfangs einiges zu leisten, ehe sie sich ihm hingab. Waren es seine Geschenke? Er glaubt es nicht, denkt, sie mit seiner Art, die er als unwiderstehlich einzustufen pflegt, von sich und ihrer möglichen gemeinsamen Zukunft überzeugt zu haben. Dabei macht er sich trotzdem rar. Sie springt, wenn er sich meldet. Mal sehen, wie lange das so geht.
Beim ersten Schluck sehen sie sich lange in die Augen. Dann folgt der obligatorische und schon recht innige Kuss, bei dem er ihre Brust streichelt und sie seinen Po massiert. Eingespieltes Ehepaar? Nein, eher ihre Schüchternheit und Angst, etwas anders zu versuchen, wo sie doch weiß, dass es ihm gerade so gefällt.
„Und, was hast Du in Hamburg vor?“
Ihre Haare werden jetzt von einer raffinierten Spange gehalten. Er erzählt etwas von einem Auftrag und dass er dann weiter nach Liechtenstein fahren würde. Natürlich könne er es nicht verlangen, aber es wäre schon schön, wenn sie es einrichtet, ihn auch dahin zu begleiten. Ihr Herz macht einen Sprung. Dass er ihre Frage nicht beantwortete, interessiert sie derzeit nicht. Natürlich sagt sie zu. In dem kleinen Fürstentum zwischen Österreich und der Schweiz war sie noch nie. Vielleicht wäre es nicht ihre erste Wahl, dorthin zu reisen, aber wenn sie einfach so…
„Und… wie lange?“
Wie lange, wie lange… einen Tag, maximal zwei, wenn er Lust hat und noch ein wenig Sightseeing dranhängt. Eben ein Ausflug. Sie schluckt, sagt zu und trägt das Essen auf.
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